Barrierefrei ab September 2020

Ab spätestens September 2020 müssen die Webauftritte von öffentlichen Einrichtungen barrierefrei gestaltet sein.

Da die meisten Anwendungsszenarien des goobi.viewers in diese Kategorie fallen, möchte ich in die Runde fragen wie Sie sich und Ihr als Entwickler*innen bei intranda Euch darauf vorbereitet.

Die Barrierefreiheit betrifft verschiedenste Aspekte des Viewers:

  • die Bedienung, Navigation der Seiten
  • Zugriff auf Volltexte, auch für Screenreader
  • erleichterte Ansicht der Bilder

Wie ist der Stand? Und, wo geht es hin?

Zur Erläuterung: https://bik-fuer-alle.de/eu-richtlinie-barrierefreie-webangebote-oeffentlicher-stellen.html

Vom Gefühl her würde ich sagen, dass das Thema im Beliebtheitsranking so ungefähr in der Liga der DSGVO spielt.

Das Thema Nutzerfreundlichkeit haben wir schon im Focus, aber Barrierefreiheit konkret haben wir als Thema nicht gesetzt.

Hallo,

das Thema war schon immer und ist weiterhin schwierig. Das liegt vor allem daran, dass die Accessibility - wie es auch im Web-Kontext gerne genannt wird - an zwei Dingen festgemacht wird:

  1. Einem sauberen, strukturierten und zugänglichen DOM (Document Object Model) Baum der Webseite
  2. Farben, Abständen und ähnlichem der Webseite

An Punkt 1 arbeiten wir immer wenn wir am Core selbst entwickeln. Wir versuchen auf diese Punkte zu achten, alleine weil ein sauberer DOM die Arbeit beim Styling erleichtert. Da der Goobi viewer aber über die Jahre gewachsen ist gibt es sicherlich viele Bereiche die den Anforderungen nur teilweise und definitiv nicht vollständig gerecht werden.
Eine Änderung an dieser Stelle impliziert einige Wochen Arbeit und das Ergebnis ist für einen Nutzer der nicht darauf angewiesen ist nicht sichtbar. Die Webseite wird komplett identisch aussehen. Erst auf einem Screenreader ist ersichtlich ob zum Beispiel für ein Bild ein alternativer Text oder für das bessere Verständnis der Semantik der Webseite entsprechende ARIA Attribute vergeben wurden.

Punkt 2 ist immer Abhängig von den CI Vorgaben und dem entsprechenden Theme. Wir haben zum Beispiel beim Reference-Theme den Blauton vor einigen Monaten angepasst, damit wir den WCAG 2.1 AA Wert für den Kontrast erfüllen:
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Wenn die Corporate Identity allerdings andere Vorgaben macht - und das ist eigentlich fast immer der Fall - dann sind uns auch die Hände gebunden. Bei dem Reference-Theme versuchen wir aber auf bestimmte Dinge wie Farben und Kontraste Rücksicht zu nehmen.

Eigentlich wäre einmal eine konzentrierte Evaluation des DOM-Baums und damit verbunden Verbesserung der Accessibility angebracht. Da das Ergebnis aber visuell gar nicht visuell sichtbar ist, sondern es im Zweifelsfall sogar noch Updates verteuert (weil Aufgrund einer veränderten Seitenstruktur ein höherer Aufwand bei der Portierung des Themes anfällt) ist das leider unpopulär. Es fällt entsprechend schwer für die Akzeptanz der entsprechenden Aufwände zu werben.

Was denkt Ihr in der Community dazu?

Viele Grüße von

Jan :slight_smile:

Habe ich die Diskussion jetzt mit meinem Beitrag erschlagen? :thinking:

Auf den Begriff “Corporate Design” reagiere ich im Moment allergisch, und laufe leuchtend-blau an (was vom Kontrast her sicherlich nicht barrierefrei ist).

Goobi lebt ja im wesentlichen von den Suchindizes, da ist doch der Screenreader weniger relevant? Hier kommt es doch zB n der Praxis auch darauf an, ob die erweiterte Suche auch per Spracheingabe genutzt werden kann?

Das kommt ganz auf die Beeinträchtigung drauf an. Eine rot-grün Blindheit hat andere Anforderungen an Barrierefreiheit als zum Beispiel eine fast-Blindheit bei der ein weißer Hintergrund zu grell strahlt und deswegen Texte nur in weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund gelesen werden können.

Blinde Menschen benötigen einen sauberen DOM Baum für die Screenreader und den entsprechenden aria-Tags für die semantische Struktur und Navigation mit Braillezeilen. Menschen mit motorischen Einschränkungen benötigen möglichst große Buttons und Links zum klicken.

Ich glaube nicht, dass man auf alles hin-optimieren kann. Ich glaube es gibt immer einen Mittelweg und Kompromiss. Der saubere DOM-Baum und die aria-Tags sind das, was sich am ehesten auch validieren lässt.

Wir werden intern gleich am Anfang des Jahres noch einmal darüber reden. Dann werde ich mich bestimmt nochmal melden.

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